Das klingt schon beim lesen ziemlich schmerzhaft und da ich nicht möchte, dass schon allein vom lesen die falschen Botenstoffe in Deinem Gehirn ausgeschüttet werden, sprechen wir doch einfach über die Geburtsempfindungen.
Genauso werden wir hier das Wort Wehe, was auch wiederum Wehtun und Schmerz assoziiert, mit dem Wort Welle ersetzen. Denn das ist genau das was Deine Gebärmutter während einer Wehe macht. Eine wellenartige Bewegung.
Außerdem finde ich, dass das Wort Welle perfekt passt. Stelle Dir doch einmal die Wellen am Meer vor. Die machen auch schon seit Millionen von Jahren ihre Arbeit - in ihrem eigenen Rhythmus - sie können ganz sanfte sein, aber auch so groß dass Sie Dich überrollen können.
So kommen wir zurück zur Geburtsempfindung.
Sprechen wir zuerst einmal über die Bedeutung dieser Empfindung für eine natürlichen Geburtsverlauf.
Eine der besten Eigenschaften einer natürlichen Geburt ist der Rhythmus. Ein Rhythmus besteht aus Höhen und Tiefen, Beschleunigungen und Entschleunigung und er ist individuell.
Und da der Geburtsverlauf bestimmt ist von der Persönlichkeit der Frau, aber auch von ihren Erfahrungen, ihren Gefühlen und Emotionen während des Geburtsvorganges und dem Charakter des Kindes, kann man den Verlauf nicht standardisieren.
Einen Rhythmus bei der Geburt kennst Du bestimmt am besten - der Rhythmus der Wellen.
Die Geburtsempfindung ist ein intermittierende also eine wiederkehrende Empfindung. Was hat dies aber für einen Sinn? Es lohnt sich diese physiologische Bedeutung genauer anzuschauen.
Wenn die Geburt startet benötigt der Körper das Hormon Oxytocin. Dieses wird aufgrund hormonelle Veränderungen bei der Mama und in der Plazenta produziert. Durch die Bewegungen Deines Babys erfolgt eine Stimulation des Gebärmutterhalses, was zur gewünschten Hormonausschüttung führt.
Die vielleicht noch unregelmäßigen und wieder aufhörenden Wellen Deiner Gebärmutter in der frühen Eröffnungsphase ist das Ergebnis dieser ersten Stufe des Oxytocins.
Um regelmäßigen und effektiven Wellen zu bekommen, braucht es einen regelmäßigen Stimulus oder Reiz, um eine konstante und steigende Produktion von Oxytocin zu erreichen.
Und dieser Reiz wird durch die wiederkehrende Wellenempfindung gegeben.
Diese Empfindung dir eine Frau während einer Welle spürt, bringt sie in eine kurze Situation des akuten Stresses, auf die sie mit einer Spitzen-Ausschüttung von Stresshormonen -sogenannte Katecholamine- reagiert.
Und diese provozieren, sofern sie in peaks also in Spitzen ausgeschüttet werden, als paradoxe Antwort eine Oxytocin-Ausschüttung und gleichzeitig die Produktion von Endorphinen.
Sie lösen somit gleichzeitig einen Anstieg der Wellentätigkeit und eine steigende Empfindungstoleranz aus!
Genial oder?
Allerdings ist es so, dass bei einer kontinuierlichen Ausschüttung von Stresshormonen, die Produktion von Oxytocin gehemmt wird und so die Geburt gebremst und die Eröffnungsphase verlängert wird.
Deswegen bete ich in meinem Kursen immer rauf und runter, dass die Entspannungseinheiten in den Wellenpausen so wichtig sind. Und wie wichtig eine maximale Entspannung bei der Geburt ist.
Bei vielen Geburtsstillständen kann man eine erhöhte Dauerspannung und Streß bei der Mama beobachten und eine fehlende Entspannung zwischen den Wellen.
Die Wellenpausen sind aber unbedingt nötig.
Es sollte großen Wert auf die Pausen zwischen den Wellen gelegt werden. Die Entspannung führt dazu, dass Mama und Baby keinen Stress haben, keine Stresshormone ausgeschüttet werden und somit das Parasympathische Nervensystem der aktiviert wird. Dies ist unbedingt wichtig, damit der Körper der Mama auf die nächste Katecholaminausschüttung vorbereitet wird und dies zum erneuten Reiz der Oxytocinproduktion.
Du siehst also ein wunderbares Wechselspiel zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Höhen und Tiefen und Beschleunigung und Entschleunigung. Dieser natürlich individuelle Rhythmus ist essentiell wichtig für einen reibungslosen Geburtsablauf.
Die harmonische Zusammenarbeit der beiden neurovegetativen Systeme ist während der Geburt besonders deshalb wichtig, weil das sympathische System verantwortlich ist für das Zusammenziehen der Gebärmutter und der Parasympathikus für die Entspannung der Gebärmuttermuskulatur und den Gebärmutterhals. Wenn die beiden Systeme nicht im Einklang arbeiten, und sozusagen gegeneinander arbeiten, sieht sich die werdende Mami konfrontiert mit heftigsten Empfindungen womöglich noch ohne Muttermundsöffnung.
Der harmonische Wechsel zwischen den beiden Systemen unterstützt also erneut den Wechsel zwischen Wellenempfindung und Entspannung in der Wellenpause. Wenn der weibliche Körper so arbeiten darf, wie es von der Natur vorgesehen ist, dann ist die Wellenempfindung eine Empfindung mit der die Frau fertig wird.
Die Geburtsempfindung ist also ein fundamentaler Bestandteil einer natürlichen Geburt, er ist ein Element, das die Frau aktiv und stärker macht.
Die Versuche die Geburtsempfindung zu Unterdrückung kann beachtliche Komplikationen im Geburtsverlauf verursachen, aber vor allem wird dadurch die Reaktionsfähigkeit der werdenden Mami gehemmt, so daß sie geschwächt wird und eine großartige Möglichkeit verliert, eine wichtige Selbsterfahrung zu machen. Eine gründliche Aufklärung ist in diesem Bereich wirklich wichtig und es lohnt sich, sich mit diesem Thema intensiver zu beschäftigen.
Ein sehr großer Bestandteil meiner Arbeit besteht darin, den Frauen viele Möglichkeiten an die Hand zu geben, mit diesen Gefühlen umzugehen, so daß die Geburtsempfindung auf ihr physiologisches Maß reduziert wird, anstatt durch Angst und Anspannung verstärkt zu werden.
Ja es gibt sogar komplett schmerzfreie Geburten - Hier verwende ich wieder bewusst das Wort Schmerz, weil diese Geburten zwar schmerzfrei sind, aber nicht empfindungslos.